Bericht von Daniel Rossa
Vom 4. bis 9. September 2022 fand im Rahmen der Partnerschaft der ETF mit der theologisch-religionswissenschaftlichen Fakultät der University of Oxford zum 22. Mal die Bonn-Oxford-Konferenz statt. Hierbei handelt es sich um ein Konferenzprogramm zur Förderung von Nachwuchswissenschaftler:innen beider Fakultäten, denen durch die Teilnahme der fachliche Austausch und der persönliche Kontakt mit internationalen Nachwuchstheolog:innen ermöglicht wird. Dazu finden alle zwei Jahre alternierend Besuche einer Delegation am jeweils anderen Hochschulstandort statt.
Der diesjährige Austausch, bei dem die Oxforder zu Gast in Bonn waren, war dabei in unterschiedlicher Hinsicht etwas Besonderes: Es handelte sich nämlich sowohl um die erste Konferenz des Programms nach dem Ausscheiden des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union Anfang 2020 als auch um die erste Konferenz, nachdem das Programm eine der Covid-Pandemie geschuldete einjährige Pause hatte einlegen müssen, da regulär eigentlich schon im vergangenen Jahr wieder eine Konferenz hätte stattfinden sollen. Umso entscheidender war es, dass das Programm in diesem Jahr fortgesetzt wurde – und die Freude an internationaler Begegnung schien, vielleicht auch deshalb, diesmal doppelt herzlich.
Begleitet von einem gastlichen Rahmenprogramm, dessen Auftakt am Sonntagabend traditionell ein Essen im Restaurant „Tuscolo“ bildet, fanden über drei der darauffolgenden vier Tage (Mo, Di, Do) verteilt zwölf Vorträgen aus den verschiedenen theologischen Fachgebieten statt, denen jeweils eine Response eines:einer anderen Konferenzteilnehmer:in sowie eine engagierte Diskussion zwischen den Teilnehmenden folgte. So hatten disziplinübergreifend über 20 Nachwuchswissenschaftler:innen Gelegenheit, z.T. erstmalig Vortrags- und Responseerfahrung zu sammeln und ihr Promotionsprojekt oder anderweitige aktuelle Forschungsprojekte vorzustellen. Die Spannweite der vorgestellten Themen reichte dabei von antiken Eschatologievorstellungen und der Diskussion des „Sitzes im Lebens“ vermeintlicher biblischer Hymnen und altkirchlicher Bekenntnistexte, über mittelalterliche Bußpraktiken, relationale Trinitätsmodelle und die Verwendung der Grundmetapher in der Theologie bis hin zur Diskussion der Austräglichkeit der Kategorien von Embodiment, Atmosphäre und Virtualität für heutige theologische Diskurse.
Vertieft wurden die Gespräche während der Kaffeepausen mit Rheinblick auf dem lauschigen Balkon des Hauses der Evangelischen Kirche, während des Mittagessens oder bei den geselligen Abendeinladungen für die Oxforder Gäste. Diese erfolgten – wie es sich als gastfreundlicher Brauch etabliert hat – durch Professor:innen und Nachwuchswissenschaftler:innen der Fakultät, die sich Mühe gaben, durch ausgefallene Themenmahlzeiten (German Picknick oder professional Wurst-tasting) zum kulturellen Rahmenprogramm der Konferenz beizutragen.
Der Ausflug der Oxforder in die Eifel zum Mahnmal Vogelsang Internationaler Platz sowie das Dinner am Abschlussabend an Bord des Restaurants Ocean Paradise, das vor der Kennedybrücke ankert, rundeten das kulturelle Rahmenprogramm der Tagung ab, für das, wie auch für den sonstigen reibungslosen Ablauf der Konferenz, der Oxford-Beauftragte der Fakultät, Professor Wolfram Kinzig, mit seinen Mitarbeiterinnen – namentlich Dr. Maria Munkholt Christensen, Anke Grimm und SHK stud. theol. Anna-Lena Steuckart – verantwortlich waren.
Außerordentlich und auf eine denkwürdige Weise unvergesslich machte den Abend auf der „Ocean Paradise“ als Abschluss der Konferenz ein letzter betrüblicher Umstand: Während des Abschlussdinners erfuhr die freudig gestimmte Gesellschaft vom Tod der Queen. Diese Nachricht und die Betroffenheit der britischen Gäste bewegte auch die Bonner Teilnehmenden und gab dem Beisammensein an diesem Abschiedsabend über alle Geselligkeit hinaus eine zwischenmenschliche Tiefe, die über das übliche Konferenzformat hinausging.