Vom 27. – 28. Oktober war die FOR Resilienz zu Gast im Haus Villigst bei der Jahrestagung des PSP Sorge. Aufgrund der Nähe des Konzepts der Sorge zum Konzept der Resilienz bestand der Wunsch, sich kennenzulernen, gemeinsam zu denken und zu diskutieren und so Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Arbeit beider Gruppen sowie mögliche Synergien auszuloten.
Die Tagung begann somit mit einer wechselseitigen Begrüßung sowohl durch den Vertreter des evangelischen Studienwerks, Prof. Knut Berner, sowie für das Betreuungsteam des PSP Prof. Anna Henkel und für die FOR Prof. Cornelia Richter. Danach stellten sich beide Projekte kurz vor. Das Betreuungsteam, das neben Prof. Henkel Prof. Isolde Karle, Prof. Micha Werner und Prof. Gesa Lindemann umfasst, präsentierte die Arbeitsweise und die Zusammensetzung des PSP sowie die verschiedenen Dimensionen der Sorge. Im Anschluss präsentierten einige der insgesamt 11 Promovierenden im Schwerpunkt ihre Projekte mit einer Postersession.
Die Arbeit der FOR wurde präsentiert von Prof. Cornelia Richter und Prof. Franziska Geiser. Vorgestellt wurde sowohl der Aufbau der FOR mit ihren Teilprojekten als auch das Resilienzmodell, das Resilienz als dynamischen Prozess anstatt als Persönlichkeitseigenschaft versteht. Resilienz ist dabei als ambivalentes Krisenphänomen zu sehen. Religion und Spiritualität spielen im Resilienzprozess eine Rolle, indem sie ein Reservoir an Krisenerzählungen, Bildern und Symbolen zur Deutung und Narrativierung von Krisen bereitstellen, ebenso durch die von ihnen geprägten Rhythmisierungen, Rituale und Atmosphären. All dies kann im Umgang mit Ambivalenzen und dem Aushalten und Gestalten von Krisen hilfreich sein.
Nach einer kurzen allgemeinen Rückfragerunde ging es dann in den intensiven Austausch: Im Vorfeld hatten beide Gruppen Paper ausgetauscht und Fragen an die andere Gruppe formuliert. Ausgehend von der World-Café-Methode wurden am ersten Nachmittag zuerst die Fragen der FOR Resilienz an den PSP Sorge in wechselnden Kleingruppen diskutiert, bevor die Ergebnisse in einer Abschlussrunde zusammengetragen wurden. Dabei wurden Begriffe und Konzepte diskutiert, die möglicherweise für beide Gruppen eine Rolle spielen; so ging es etwa um biblische Narrative für Sorge, die Rolle religiöser Rituale im Hospiz oder Altenheim und die Frage nach Gemeinsamkeiten von gelingender Sorge und Resilienz. Schnell zeigten sich Gemeinsamkeiten wie auch Unterschiede: Während bspw. beide Gruppen mit dem Ambiguitätsbegriff arbeiten, spielten die für die FOR Resilienz zentralen Begriffe Sinngebung, Kohärenz und Integrität für den PSP Sorge eine geringere Rolle. Während Sorge vor allem als dauerhaftes Geschehen betrachtet wird, ist die Resilienzforschung eher auf den Moment der Krise bezogen. Die Forschungsgruppe schaut eher auf das Individuum, der Fokus des PSP Sorge liegt vermehrt auf gesellschaftlichen Zusammenhängen.
Der erste Tag klang gemütlich mit einem gemeinsamen Abend auf der Terrasse bei überraschend sommerlichen Temperaturen aus.
Nach dem Frühstück war es am nächsten Tag dann Zeit für die Gegenrunde mit den Fragen des PSP Sorge an die Resilienzgruppe. Hier wurden unter anderem die Zeitbezüge im Resilienzmodell, die Normativität des Modells, Rückwirkungen auf die Gesellschaft und die Frage nach resilienten Gesellschaften diskutiert. Dabei kam es zu spannenden Anregungen und Bereicherungen durch die Sorgegruppe, gerade im Blick auf zeitliche und gesellschaftliche Dimensionen der Resilienz.
Im Anschluss an diese zweite Fragerunde wurden aus der FOR zwei Impulsvorträge gehalten: Herr Prof. Klein stellte verschiedene Definitionen und empirische Zugänge zum Spiritualitätsbegriff vor. Frau Dr. Opalka und Herr Prof. Albrecht präsentierten im zweiten Impulsvortrag ihre Arbeit zu Spiritualität und Atmosphärenforschung, zum einen bezogen auf Beobachtungen in Taizé, zum anderen allgemein zur Entstehung von Atmosphären.
Nach den Impulsvorträgen fand noch eine abschließende Runde statt. Der Austausch und die Diskussionen wurden als sehr angenehm empfunden. Gerade auch aufgrund der verschiedenen Methodiken und Schwerpunkte war die Debatte bereichernd. Die FOR Resilienz bedankt sich für die beiden spannenden Tage und freut sich auf möglichen weiteren Austausch!