Offen, interessiert und auf Augenhöhe wurde sowohl über exegetische Zugänge und Auslegungsmöglichkeiten als auch über die wirkungsgeschichtlichen Perspektiven des hebräischen Textes anhand der drei Themenbereiche des hæbæl- bzw. vanitas-Motivs, des Menschenbildes sowie der Zeitperspektiven diskutiert. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf der Rezeption des Koheletbuches durch den Kirchenvater Hieronymus sowie durch die Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon. Aber auch die Aufnahme des Predigers bei Theologen der Aufklärung und des Pietismus hatte ihren Platz, ebenso wie das Bild einer künstlerischen KI, die danach gefragt wurde, wie sie ‚Glück‘ und ‚Vergänglichkeit‘ zusammenbringt.
Ein besonderer Höhepunkt der Tagung war der Abendvortrag des Mainzer Musikwissenschaftlers Birger Petersen zur „Ekklesiastischen Aktion“ (1970) des Kölner Komponisten Bernd Alois Zimmermann in der Bonner Schlosskirche. Zimmermann setzte sich in seinem Werk mit dem Vergänglichkeitsmotiv des Buches Kohelet auseinander und fand dafür ganz eigene musikalische Ausdrucksformen, die Prof. Petersen dem interessierten Auditorium eindrucksvoll anhand von Klangbeispielen näherbrachte.
Die drei Tage des intensiven Nachdenkens, Diskutierens und Austauschens haben gezeigt, dass das Koheletbuch Gesprächsstoff bietet, weit über Grenzen der Disziplinen hinaus.